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Abgrenzungsvereinbarungen bei Markenkollisionen

Markenkollisionen stellen für Markeninhaber häufig ein erhebliches Risiko dar. Diese Kollisionen können dazu führen, dass eine Marke angegriffen wird und die Rechtmäßigkeit ihrer Nutzung infrage gestellt wird. Eine bewährte Methode zur Lösung solcher Konflikte ist die Abgrenzungsvereinbarung. Diese Vereinbarung kann sowohl vor als auch während eines Widerspruchsverfahrens geschlossen werden und bietet eine pragmatische Lösung zur Vermeidung langwieriger und kostspieliger Rechtsstreitigkeiten.

In diesem Artikel wird die Bedeutung von Abgrenzungsvereinbarungen bei Markenkollisionen erläutert, ihre typischen Inhalte und die rechtlichen Rahmenbedingungen beschrieben sowie die Vor- und Nachteile dieser Vereinbarungen dargestellt.

Was ist eine Abgrenzungsvereinbarung?

Eine Abgrenzungsvereinbarung ist ein Vertrag zwischen zwei Markeninhabern, der darauf abzielt, eine friedliche Koexistenz ihrer Marken zu ermöglichen und rechtliche Konflikte zu vermeiden. Diese Vereinbarung wird häufig getroffen, wenn zwei Marken ähnliche oder identische Zeichen verwenden und die Gefahr besteht, dass sie miteinander kollidieren.

Durch die Abgrenzungsvereinbarung verpflichten sich die Parteien, bestimmte Bedingungen einzuhalten, um Verwechslungen im Markt zu vermeiden. Diese Bedingungen können unter anderem die Einschränkung des Waren- und Dienstleistungsverzeichnisses und die Duldung der Koexistenz der Marken umfassen.

Typische Inhalte einer Abgrenzungsvereinbarung

Einschränkung des Waren- und Dienstleistungsverzeichnisses

Eine der häufigsten Bestimmungen in einer Abgrenzungsvereinbarung ist die Einschränkung des Waren- und Dienstleistungsverzeichnisses der jüngeren Marke. Der Inhaber der jüngeren Marke verpflichtet sich, die Marke nur für bestimmte Waren oder Dienstleistungen zu verwenden, die im eingeschränkten Verzeichnis aufgeführt sind. Diese Einschränkung zielt darauf ab, Überschneidungen zu vermeiden und sicherzustellen, dass die beiden Marken in verschiedenen Marktsegmenten tätig sind.

Duldung der Koexistenz

Ein weiterer zentraler Punkt ist die Duldung der Koexistenz der Marken. Beide Parteien vereinbaren, die Existenz der jeweils anderen Marke zu akzeptieren und keine rechtlichen Schritte zur Anfechtung oder Löschung der Marke zu unternehmen. Diese Vereinbarung schafft eine stabile Grundlage für die friedliche Koexistenz der Marken und minimiert das Risiko zukünftiger Konflikte.

Verpflichtungen zur Unterlassung

Oftmals enthalten Abgrenzungsvereinbarungen auch Verpflichtungen zur Unterlassung bestimmter Handlungen. Beispielsweise kann vereinbart werden, dass die jüngere Marke nicht in bestimmten geografischen Gebieten oder für bestimmte Werbemaßnahmen verwendet wird, um Verwechslungen weiter zu vermeiden.

Regelungen zur Streitbeilegung

Es ist üblich, dass Abgrenzungsvereinbarungen auch Regelungen zur Streitbeilegung enthalten. Diese Regelungen legen fest, wie zukünftige Konflikte zwischen den Parteien beigelegt werden sollen, z.B. durch Mediation oder Schiedsverfahren, um gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Nationale und internationale Rechtsgrundlagen

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Abgrenzungsvereinbarungen variieren je nach Jurisdiktion. In Deutschland sind Abgrenzungsvereinbarungen nach dem Markengesetz (MarkenG) zulässig und weit verbreitet. Auch auf europäischer Ebene und im internationalen Kontext sind solche Vereinbarungen anerkannt und häufig genutzt.

Anforderungen an die Wirksamkeit

Damit eine Abgrenzungsvereinbarung wirksam ist, müssen bestimmte rechtliche Anforderungen erfüllt sein. Dazu gehören:

  • Schriftform: Die Vereinbarung sollte schriftlich festgehalten und von beiden Parteien unterzeichnet werden.
  • Klarheit und Bestimmtheit: Die Inhalte der Vereinbarung müssen klar und eindeutig formuliert sein, um Missverständnisse zu vermeiden.
  • Gegenseitigkeit: Die Vereinbarung sollte auf gegenseitigem Einvernehmen beruhen und faire Bedingungen für beide Parteien enthalten.

Durchsetzbarkeit

Eine ordnungsgemäß abgeschlossene Abgrenzungsvereinbarung ist grundsätzlich rechtsverbindlich und kann vor Gericht durchgesetzt werden. Dies bietet den Parteien eine hohe Rechtssicherheit und Verlässlichkeit.

Vorteile von Abgrenzungsvereinbarungen

Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten

Einer der größten Vorteile von Abgrenzungsvereinbarungen ist die Vermeidung langwieriger und kostspieliger Rechtsstreitigkeiten. Durch die einvernehmliche Regelung der Nutzung ihrer Marken können die Parteien erhebliche Kosten und Ressourcen sparen.

Klarheit und Planungssicherheit

Abgrenzungsvereinbarungen schaffen Klarheit und Planungssicherheit für beide Parteien. Sie wissen genau, unter welchen Bedingungen sie ihre Marken nutzen können, und müssen nicht ständig mit rechtlichen Auseinandersetzungen rechnen.

Schutz der Geschäftsbeziehungen

Solche Vereinbarungen können auch dazu beitragen, Geschäftsbeziehungen zu schützen und zu stärken. Indem die Parteien ihre Konflikte auf eine kooperative Weise lösen, können sie ein positives Verhältnis aufrechterhalten und möglicherweise sogar zukünftige Kooperationen erleichtern.

Nachteile und Risiken von Abgrenzungsvereinbarungen

Eingeschränkte Nutzung der Marke

Ein Nachteil kann die eingeschränkte Nutzung der Marke sein. Wenn der Inhaber der jüngeren Marke sich verpflichtet, seine Marke nur für bestimmte Waren oder Dienstleistungen zu nutzen, kann dies seine geschäftlichen Aktivitäten und Wachstumschancen begrenzen.

Abhängigkeit von der Vertragstreue

Die Wirksamkeit einer Abgrenzungsvereinbarung hängt von der Vertragstreue beider Parteien ab. Wenn eine Partei die Vereinbarung verletzt, kann dies zu neuen Konflikten und rechtlichen Auseinandersetzungen führen.

Mögliche Schwächung der Markenrechte

In einigen Fällen könnte eine Abgrenzungsvereinbarung als Schwächung der eigenen Markenrechte betrachtet werden, insbesondere wenn eine Partei erhebliche Zugeständnisse macht. Es ist daher wichtig, die langfristigen Auswirkungen sorgfältig abzuwägen.

Praktische Hinweise zur Gestaltung von Abgrenzungsvereinbarungen

Sorgfältige Verhandlung und Beratung

Es ist ratsam, eine Abgrenzungsvereinbarung sorgfältig zu verhandeln und rechtlichen Rat einzuholen. Ein erfahrener Anwalt für Markenrecht kann helfen, die besten Bedingungen für die Vereinbarung zu erzielen und sicherzustellen, dass alle rechtlichen Anforderungen erfüllt sind.

Detaillierte und klare Formulierung

Die Vereinbarung sollte detailliert und klar formuliert sein, um Missverständnisse zu vermeiden. Alle relevanten Punkte, wie die Einschränkungen des Waren- und Dienstleistungsverzeichnisses und die Duldung der Koexistenz, sollten eindeutig festgelegt werden.

Regelmäßige Überprüfung und Anpassung

Es ist sinnvoll, Abgrenzungsvereinbarungen regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Geschäftsbedingungen und Marktverhältnisse können sich ändern, und die Vereinbarung sollte stets aktuell und relevant bleiben.

Fazit

Abgrenzungsvereinbarungen sind ein wertvolles Instrument zur Lösung von Markenkollisionen und zur Sicherung einer friedlichen Koexistenz von Marken. Sie bieten eine pragmatische Alternative zu langwierigen und kostspieligen Rechtsstreitigkeiten und schaffen Klarheit und Planungssicherheit für beide Parteien.

Durch die sorgfältige Gestaltung und regelmäßige Überprüfung von Abgrenzungsvereinbarungen können Markeninhaber ihre Rechte effektiv schützen und ihre geschäftlichen Aktivitäten ungestört fortsetzen. Eine kompetente rechtliche Beratung ist hierbei unerlässlich, um die bestmöglichen Bedingungen zu erzielen und langfristigen Erfolg zu sichern.

Markenkollisionen müssen nicht zwangsläufig in rechtliche Auseinandersetzungen münden. Mit einer gut durchdachten Abgrenzungsvereinbarung können Markeninhaber ihre Konflikte konstruktiv lösen und den Weg für eine erfolgreiche Zukunft ebnen.

Muster für eine Abgrenzungsvereinbarung

ABGRENZUNGSVEREINBARUNG


abgeschlossen zwischen

………………………………..
– im nachfolgenden kurz „Widersprechende/r“ genannt –

und
………………………………..
– im nachfolgenden kurz „Anmelder/in“ genannt –

wie folgt:

1.    Präambel

1.1    Der/Die Widersprechende ist Inhaber/in der  Marke/Unionsmarke  RegNr., Priorität vom.., eingetragen in der/den Klasse/n

für.

1.2    Der/Die Anmelder/in hat die Wortmarke/Wort-/Bildmarke/Bildmarke  als Unionsmarke, Anmeldenummer  am ??.??.?? angemeldet. Die Marke ist unter anderem für folgende Waren und Dienstleistungen angemeldet

Klasse ??
??

1.3    Der/Die Widersprechende hat Widerspruch gegen die Unionsmarkenanmeldung ??, Anmeldnummer ?? eingelegt.

1.4    Die Parteien möchten den Konflikt im Wege einer Abgrenzungsvereinbarung beilegen.

2.    Verpflichtungen des/der Anmelder/in

2.1    Die Anmelderin verpflichtet sich, unverzüglich nach beidseitiger Unterzeichnung dieser Vereinbarung das Waren- und Dienstleistungsverzeichnis Unionsmarkenanmeldung ??, Anmeldnummer ??v, wie folgt zu ändern,

??

2.2    Sollte das das EUIPO die Einschränkung nicht akzeptieren, wird die/der Anmelder/in in Abstimmung mit dem/der Widersprechenden und dem EUIPO eine gleichwertige Einschränkung aufnehmen.

2.3    Die Anmelderin verpflichtet sich, die Marke ?? nicht für ?? zu benutzen und/oder benutzen zu lassen.

2.4     Die/Der Anmelder/in verpflichtet sich, aus der Eintragung und Benutzung ihrer Marke ?? gegen die Marke ?? des/der Widersprechende/n keine Rechte herzuleiten, insbesondere Neueintragungen und Eintragungen ähnlicher Marken für ?? zu dulden, ausgenommen solcher, die mit der angemeldeten Marke identisch sind.

3.    Verpflichtungen des Widersprechenden

3.1    Die/Der Widersprechende verpflichtet sich, die Eintragung und Benutzung der Marke ?? nicht auf Grund älterer Rechte anzugreifen, sofern das Waren- und Dienstleistungsverzeichnis der Marke ?? entsprechend dieser Vereinbarung eingeschränkt wird und die/der Anmelder/in, die Marke nicht für ?? benutzt und/oder benutzen lässt. Das gleich gilt für Neuanmeldungen und -eintragungen der Marke ??, sofern sie nicht für ?? angemeldet oder eingetragen sind.

3.2    Nach Zugang einer Kopie der durch das EUIPO entäußerten Bestätigung der Änderung des Waren- und Dienstleistungsverzeichnisses wird der/die Widersprechende den gegen die Unionsmarkenanmeldung ??, Anmeldnummer ?? gerichteten Widerspruch zurücknehmen. 

4.    Dauer der Vereinbarung; Recht zur außerordentlichen Kündigung

4.1    Diese Vereinbarung ist unwiderruflich und soll unbefristet gelten.

4.2    Das Recht zur außerordentlichen Kündigung aus wichtigem Grund bleibt hiervon unberührt. Ein wichtiger Grund liegt insbesondere vor, wenn eine Partei das Markenrecht der anderen Partei angreift, indem sie anfängliche und/oder nachträgliche absolute Eintragungshindernisse und/oder eine nicht rechtserhaltende Benutzung geltend macht.

5.    Schlussbestimmungen

5.1    Diese Vereinbarung gilt für die gesamte EU.

5.2    Auf diese Vereinbarung und daraus resultierende Streitigkeiten findet ausschließlich deutsches Recht, unter Ausschluss der Kollisionsnormen und des UN-Kaufrechts, Anwendung.

5.3     Sollte eine der Bestimmungen dieses Vertrages ganz oder teilweise unwirksam sein oder werden, so beeinträchtigt dies nicht die Gültigkeit dieser Vereinbarung und der übrigen Bestimmungen. An die Stelle der unwirksamen Bestimmung tritt eine wirksame, welche dem Sinn und Zweck der unwirksamen Bestimmung möglichst entspricht.

………………………………                        …………………………….
Ort/ Datum                                        Ort/Datum

………………………………                        ……………………………..
Anmelder/in                                Widersprechende/r
 

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